Wohnraumsicherung hört nach dem Umzug nicht auf
Erste Jahres-Bilanz der Caritas-Fachberatungsstelle
_________________________________________________________________________
ALTENKIRCHEN. Ein Zuhause zum vertretbaren Mietpreis, fußläufig angebunden an den öffentlichen Nahverkehr, vielleicht sogar barrierefrei: Schon für Menschen im festen Arbeitsverhältnis und mit stabilem familiärem Hintergrund kommt das Finden einer solchen Mietwohnung dem Lottogewinn gleich. Für das Klientel, das bei der Fachberatungsstelle Wohnraumsicherung vorstellig wird aber, ist die Wohnungssuche noch viel schwieriger. „Wohnungsnot ist in der Regel nur die Spitze vom Eisberg“, bilanziert die Diplom-Sozialpädagogin Tatjana Bär-Otto nach einem ersten Erfahrungsjahr die Gründe. Für zunächst fünf Jahre finanziert die Aktion Mensch diese 2024 neu eingerichteten Beratungsstelle zu 80 Prozent mit. „Die Anamnese eines jeden Falls zeigt, dass bei den Ratsuchenden oft eine ganze Reihe von Problemen, etwa Schulden oder eine Erkrankung vorliegen.“ Auch Trennung oder Scheidung seien Armutsfaktoren – und immer mit der Suche nach einer oder sogar zwei neuen Wohnungen verbunden.
Selbst wenn einmal eine Wohnung gefunden wurde, haben sich die Wogen für die Suchenden längst nicht geglättet. „Wenn die Miete auch nur gering über dem vom Jobcenter genehmigten Satz liegt, gibt es weder eine Unterstützung für die Kaution noch für den Umzug“, weiß Tatjana Bär-Otto. Viel Organisationstalent kostet deshalb zuweilen allein schon der Möbeltransport. Eine ältere Dame begleitete die Sozialpädagogin auch zur Bank, damit von Anfang an alles reibungslos klappt. Denn ohne Computer oder Smartphone sind die Daueraufträge für die Mietüberweisung oder die Energieversorger nun einmal nicht möglich. „Vieles andere hat sie selbst angepackt“, so Bär-Otto. Die Oberschränke der alleinstehenden Rentnerin aber stehen auch Wochen nach diesem Kraftakt noch auf dem Boden, die fachgerechte Aufhängung traut sich die Mittsiebzigerin dann doch nicht zu. Freuen würde sich Sozialpädagogin Tatjana Bär-Otto bei solchen und ähnlichen Situationen deshalb immer wieder einmal über ein zwei Stunden unbürokratische, ehrenamtliche Handwerkshilfe.
Bereits diese Beispiele zeigen, wie individuell und vielschichtig die Begleitungen sind. Gemeinsam ist allen: Sie brauchen Zeit, Feingefühl und Kreativität für Auswege.
Idealerweise soll die „Wohnraumsicherung“ einen Umzug gar nicht erst notwendig werden lassen. Im besten Fall könnte Tatjana Bär-Otto die drohende Kündigung oder gar Räumungsklage im Vorfeld abwenden. „Leider kommen die Menschen oft erst, wenn die Situation schon überaus schwierig oder die Frist bedrohlich wird.“ Der Wunsch der Fachberaterin: „Es wäre gut, mich anzusprechen, wenn sich erste Probleme abzeichnen.“ Auch Vermieterinnen und Vermieter will sie zum Anruf ermutigen. Denn in Ruhe und mit Distanz lassen sich oft gemeinsam Lösungen suchen – und finden.
Tatjana Bär-Otto
Fachberatung Wohnraumsicherung Rathausstraße 5, 57610 Altenkirchen
Telefon 0152-22888218 - tatjana.baer-otto@caritas-rheinsieg.de